I. Europa, — 3. Die außerdeutschen Länder Europas.
135
(2800 m), das Addatal mit dem Etschtal verbindend. Östlich von Brixen
liegen die Südtiroler Dolomiten, die im „Rosengarten" eine der
wildesten Alpenlandschaften bilden. Nordöstlich von Trieft breitet sich das
Hochland des Karst aus, das ans reinem Kalk besteht und daher reich
an Höhlen und unterirdischen Flüssen ist.
81. Behren der Stilfserjoch-Straße mit der Ferdinandshöhe.
Die Straße ist in 46 Windungen durch ein gefährliches Lawinengebiet zur Vermittelung des Verkehrs zwi-
schcn Innsbruck und Mailand in den Jahren 1820 -1824 gebaut, Schutzdächer beseitigen die Lawinengefahr.
Aufgabe. Was ist über die Anlage der Straße zu erkennen?
n § 212. Politische Übersicht. Die Ostalpen gehören größtenteils zu
Osterreich und verteilen sich über folgende „Kronlander":
1. In Vorarlberg, dem „Lande vor dem Arlberg", berührt der Öfter-
reichische Kaiserstaat den Bodensee. Die Bewohner sind Schwaben und
wetteifern mit den benachbarten Schweizern in der Baumwollindustrie.
Aufgabe. Wie heißt Österreichs Hafen am Bodensee?
Zwischen Vorarlberg und der Schweiz liegt das kleine, selbständige
Fürstentum Liechtenstein.
2. Tirol ist ausschließlich Alpenland, dessen Bewohner deshalb Haupt-
sächlich von Viehzucht leben; in den tieferen Flußtälern des Südens wird
Mais und Wein gebaut. Es ist ein Dnrchgangsland von höchster Wichtig-
keit für den Weltverkehr, besonders für Deutschland. (Brenner!) Die Haupt-
stadt Innsbruck (53) hat eine deutsche Universität. Am Oberlauf der Etfch
liegt Meräu, wegen seiner geschützten und hohen Lage ein Winterkurort
für Brustkranke. Bozen entwickelte sich nahe dem Zusammenfluß von
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Brixen Mailand Vorarlberg Schwaben Vorarlberg Liechtenstein Deutschland
I. Europa. — 3, Die außcrdeutschen Länder Europas,
137
6. Kärnten, das Alpenland der Drau, ist wegen seiner hohen Lage
ein rauhes Land, reich an Eisen und noch mehr an Blei. Westlich von
Villach liegt der Bleiberg mit reichen Bleierzgruben. Die Hauptstadt
Klagenfurt hat große Bleiweißfabriken.
7. Krain hat meist slawische Bevölkerung und gehört nur noch im W
zum eigentlichen Alpenlande. Die waldlosen Höhen des Karst sind fast
unbewohnt. Laibach liegt am gleichnamigen Flusse, der bald unter-, bald
oberirdisch fließt. Adelsberg, zwischen Laibach und Trieft, wird wegen
seiner Grotte, einer Höhle mit prachtvollen Tropfsteinbildungen, viel besucht.
Im Wasser der Höhle lebt der Olm, eine blinde Molchart. Der Zirknitzer
See verschwindet zeitweilig in den Kalkschrüuden. Jdria hat ein Queck-
silberbergwerk; das in den Adern des Gesteins vorhandene Quecksilber
wird teilweise zu Zinnober verarbeitet.
8. Das Küstenland. Hier tritt das Deutschtum sehr zurück: die Städte
sind vorwiegend italienisch, die Landbevölkerung ist slawisch. Am Adria-
tischen Meere liegt Trieft (230), Österreichs bedeutendster Hasen, ein See-
Handelsplatz und der Sitz des Österreichischen Lloyd, ausgestattet mit großen
Werften in der Nähe der Stadt.
3. Die Hochebenen vor den Alpen.
§ 213. Den Nw der Alpen begleiten Hochebenen, deren Höhe im
allgemeinen der von München (500 m) gleichkommt.
1. Der Anteil der Schweiz. Die Schweizerische Hochebene wird
gegen Frankreich begrenzt durch den Jura. Der Schweizerische Jura
ist ein ans zahlreichen parallelen Ketten bestehendes Kalkgebirge, das bei
dem Mangel an tiefen Quertälern trotz seiner geringen Höhe schwer zu
überschreiten ist. Es ist in seinen höheren Teilen wasserarm und unsrncht-
bar, so daß die Bewohner vielfach zur Industrie greifen mußten. (Schweizer
Uhren.) Die wohlbewässerte Hochebene hat günstiges Klima und srucht-
baren Boden mit Korn und Wein, weshalb sich hier in zahlreichen Städten
und Dörfern eine sehr dichte Bevölkerung angesiedelt hat. Unter den vielen
Seen der Hochebene ist der Genfer See der größte; er stellt das Läute-
ruugsbeckeu der Rhone dar, deren Geröll das östliche Ende des Sees bereits
ausgefüllt hat. Der Bodensee ist die östliche Grenze der Hochebene.
Er wird durchflössen vom Rhein, der in raschem Laufe deu Jura durch-
bricht. Noch in der Schweiz stürzt er sich unterhalb der Stadt Schaff-
hausen über ein Jurariff und bildet so den bekannten 24 m hohen und
100 m breiten Rheinfall. Als Grenzfluß gegen die Schweiz fließt er
zwischen Schwarzwald und Jura nach W und tritt bei Basel in die Tief-
ebene. Die Aare führt das Wasser der Hochebene dem Rheine zu. Der
romanische Teil der Bevölkerung redet Französisch und bewohnt die Gegend
des Genfer und des Neuenbnrger Sees sowie den Jura.
a) Die Französische S chweiz. Am Ausfluß der Rhone aus demsee liegt
Genf, Universitätsstadt und Hauptplatz für den schweizerischen Uhrenhandel.
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Extrahierte Personennamen: Jdria
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Villach Bleiberg Klagenfurt Laibach Adelsberg Laibach Schweiz Frankreich Rhein Schwarzwald Basel Rheine Genf
298
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
und frischer Wiesen, die mit Pflaumen- und Weingärten abwechseln, dar-
bieten. Die Eichenwälder bilden die Grundlage einer ausgedehnten Schweine-
zucht; der Feldbau erzeugt Weizen, Mais, Gerste, Tabak. Das Bosnische
Erzgebirge enthält mächtige Eisenerzlager, ferner Braunkohlen und Salz.
An der Küste sind Fischfang und Schiffahrt neben Salzgewinnung (Bild 173)
lohnende Erwerbsquellen.
173. Salzgarten bei Pirano auf der Halbinsel Jstrien.
In der heißen Jahreszeit wird Meerwasser durch Schleusen in Becken eingelassen und, wenn es darin lau-
warm geworden, aus diesen in die viereckigen, flachen Beete der Salzgärten geleitet oder geschöpft, damit es
verdunstet. Die:bei der Verdunstung sich bildende Salzkruste gleicht einer Eisdecke. Sie wird zerschlagen,
in Haufen getrocknet und in Sudhäuser zur Reinigung gebracht.
c) Siedlungen.
1. Das Küstenland hat außer dem äußerst fruchtbaren und mit mildem Klima
ausgestatteten Anteil an der Tiefebene von Venetien und an den Alpen stark ver-
karstete Gebiete, so die waldlose Halbinsel Jstrien. Die meist von Italienern be-
wohnte Hafenstadt Trieft (230) entwickelte sich infolge der Eisenbahnverbindung
mit dem Hinterlande zur ersten Seehandelsstadt des Kaiserstaates und unterhält
Dampferverbindungen mit dem östlichen Mittelmeer (Levantehandel), England,
Amerika und Indien. P.ola (70), am Südende der Halbinsel Jstrien, bildet den
wichtigsten Kriegshafen Österreichs.
2. In dem früheren Herzogtum Krain wurde die Straßenkreuzung Laibach (45),
mit vorwiegend slowenischer Bevölkerung, ein Eisenindustrieplatz. In einem Gebiet
des Bergbaus auf Quecksilber, Eisen, Blei und Zink liegt Jdria.
3. Das Königreich Dalmatien umfaßt einen schmalen Landstreifen längs des
Adriatischen Meeres nebst den zahlreich vorgelagerten Inseln. Das ärmliche
Hinterland ist schwer zugänglich; daher sind die Naturhäfen der Hauptstadt
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Extrahierte Personennamen: Jdria
Extrahierte Ortsnamen: Europa Venetien England Amerika Indien Krain Laibach Dalmatien
A. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge. — 3. Österreich-Ungarn. 295
Kohlenfelder mehr durch Industrie als durch günstige Verkehrslage zur größten
Stadt in den Ostalpen und durch seine Bildungsanstalten zu einer geistigen Hoch-
bürg des Deutschtums gegen das Vordringen der Slowenen. Marburg (30) be-
treibt Obst- und Weinbau.
4. Salzburg, das Gebiet der Salzach. Es ist ein größtenteils hochalpines, daher
sehr dünn bevölkertes Land. Die in der Mitte des Salzburger Kessels am Fuß des
Schloßberges sich ausdehneudehaüptstadtsalzburg (40) beherrscht den Eintritt ins
Tal der Salzach und damit die Tauerupässe. Als Kreuzung der Orient-Expreß-Linie
mit der Linie Berlin-Regensburg-Triest ist sie ein hervorragender Fremdensammel-
platz geworden. Durch die verjüngende Kraft seiner heißen Quellen genießt Weltruf
Wildbadgastein, unmittelbar nördlich von dem Tunnel gelegen, in dem die Tauern-
bahndenhauptzugdes Gebirges durchsetzt. Vielbesuchtwird Zell am See (Buntbild).
5. Die Erzherzogtümer Osterreich reichen nach N beträchtlich über die Donau,
die ihre Lebensader bildet, und über das Alpenvorland hinaus. So stellen diese
fruchtbaren Landschaften eine Brücke von den Alpen- nach den Sudetenländern dar.
a) Oberösterreich ist gut angebaut und reich an Braunkohlen und Salz. Am
Donauübergange der alten Salzstraße vom Salzkammergut in das salzarme Böhmen
entstand der wirtschaftliche, staatliche und Verkehrsmittelpunkt des Landes: Linz
(70). Bedeutende Eisen- und Stahlverarbeitung haben Steyr berühmt gemacht.
Im Salzkammergut sind das Solbad Ischl und das landschaftlich schön gelegene
Gmunden am Traunsee durch starken Bade- und Fremdenverkehr ausgezeichnet.
b) Niederösterreich umfaßt in dem Donautal von der Enns bis zum Fluß-
durchbruch oberhalb Preßburg das Stammland der Ostmark, die Wiege des Habs-
burgischen Kaiserstaates. Nur der Bevölkerung findet seinen Unterhalt durch
die Landwirtschaft; mehr als die dreifache Zahl ist in Industrie, in Handel und
Verkehr tätig. Wo die nordöstlichen Ausläufer der Alpen die Donau berühren und
an einem bequemen Flußübergang der Wasserweg mit der Straße sich kreuzt, die
den Verkehr Böhmens, Schlesiens, Polens und Galiziens sammelt und nach Italien
und zum Adriatischen Meere führt, erblühte inmitten eines breiten, fruchtbaren
Beckens die Hauptstadt Niederösterreichs und des ganzen Kaiserreichs, Wien (über
2 Mill. E., Bild 172), zur ersten Handels- und Fabrikstadt des Landes und zu
einem Mittelpunkte deutscher Wissenschaft und Kunst.
B. Die Karstländer.
!l)Naturbeschaffenheit. Daskarstland bildet, da der § 204.
^__Regen in den durchlässigen Kalkfels schnell eindringt,
größtenteils eine wasserarme, stark verwitterte Steinwüste von grauweißer,
hin und wieder auch gelblicher Färbung. Die Oberfläche des Kalksteins ist
von den oft platzregenartig auftretenden Niederschlägen zu unzähligen Rinnen
ausgefurcht und daher schwierig zu überschreiten. Zahlreich sind die durch Ein-
stürz unterirdischer Höhlungen entstandenen wannenartigen (Poljen) oder
kesselsörmigen Täler (Dolinen). In den Klüften und Schründen des Ge-
steins sickert das Wasser tief ein und sammelt sich zu unterirdischen Seen.
Flüsse verschwinden manchmal plötzlich und brechen nach unterirdischem Laufe
ebenso unvermittelt wieder hervor. Das schönste Beispiel eines zeitweilig der-
schwindenden Flusses bietet die Laibach \ ein Nebenfluß der Save.
' Oberirdisch unter dem Namen Poik fließend, durchströmt sie zunächst die Ad elsberger
Höhle. Nach etwa 9km langem, unterirdischem Laufe tritt sie als Unz wieder hervor. Sie
verschwindet zum zweitenmal und erscheint schließlich als L a i b a ch abermals an der Oberfläche.
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wie die sieben Schwaben den See erschauten, und was sie dazu sich zu sagen getrauten.
flld die sieben Scbroaben weiter gingen, kamen sie unweit von Überlingen an ein Gewässer kehr groh und tief.
Der Seehaas die Gesellen zusammenrief,
und sagt einem jeden, was er da sei)’, das sei der See, ja der Bodensee.
Da gaben sie den Bugen wohl die ftost und lugten eines Eugens. „Bygosd)t!“
Sagte der Rllgäuer endlich verwundert:
„das ist eine Cache, ich wett’ eins gegen hundert, man Könnte den Gründten darin versaufen, so groh ist sie und von solcher Teufen.
Der Spiegelfchwab, welcher der witzigste noch, fragte den Seehafen: „Sage mir doch, find das Wildenten dort in der ferne?“
€s waren aber Schiffe; das glaubt’ er nicht gerne.
Der Gelbfühler wollte wissen, ob drüben auch wieder Leute wohnten wie hüben?
Und also hatten sie alle zu fragen;
aber der Seehaas wollt’ es auf einmal sagen.
Dies fei, sagt’ er, das deutsche Meer, mühten sie wissen, und ungefähr hab’ es einen Umfang von hundert Meilen, und dabei müsse man noch gewaltig eilen.
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Extrahierte Personennamen: Apulia Lncians_Aovklos Hildebrand Apülia Messapia Dannia Peucetia Sucania Bennfia Segesta Sextins_Ealviuns Marius Marius
— 13 -
den Apenninen, 7000 E., älteste Univers. Italiens. Raphael's
Gebnrtsst. Ankona, Fest, am Meere, 35000 E. Hafen, See-
handel. Loreto, nahe am Meere, 8000 E. Wallfahrtsort.
Macerata, 15ooo E. Univers. Perugia (?e, u«,»), auf
dem hohen Rande des Tiberthals, 1 Stunde vom Ufer, 30000 E.
Univers. See von Perugia (der trasimenische S.), wo Hannibal die
Römer schlug (217 v. Chr.) Spoleto, 7000 E. Aquäduct.
Vit erb o, 14ooo E. Gegen N.w. der Bolseua-See. Civita-
Vechia, Fest, am thrrhen. M. 8oo0 E. Station der päbstlichen
Flottille. — Pontecorvo, 7000 E. und Benevento, 14o00
E., Einschlußorte iin Königreiche Neapel.
Die Republik San Marino, isolirt auf steiler Höhe
gelegen, ist ein Enclave der Legation Urbino, und steht unter dem
Schutze des Pabstes; sie enthält auf l1/* Q.-M. 7500 E. St.
Marino, 6ooo E. Weinbau.
Ii. Das Großherzogthum Toskana, 4oo Q.-M.
mit ly* Mill. E. umfaßt zugleich die eiscnreiche Insel Elba nebst
5 kleinern Inseln und das frühere Herzogthum Lucca. Gebirgsge-
genden (Apennin), fruchtbare Thäler (besonders das reich bevölkerte
Arno-Thal), ungeheure Wiesenstrecken, meerwärts in Maremmen
übergehend. Volksbildung und Gewerbfleiß stehen weit höher als im
Kirchenstaat und in Unter-Italien. Verfassungsform monarchisch. —
Florenz, am Arno, 110000 E. Hpt.- und Residenzst., eine der
schönsten Städte Italiens, reich an Kunstwerken (die Mediceer im
15. Jahrh.), Geburtsort vieler berühmten Männer; bedeutende In-
dustrie und Handel. Pisa, zu beiden Seiten des Arno, 20000
(einst über 150000) E. Univers. Berühmte heiße Bäder. Schiefer
Thurm. Livorno, Fest, und Freihafen am Meere, 90000 E.,
worunter Griechen, Arnanten, Türken und über 16000 Juden, sehr
bedeutender Handelsplatz. Siena, 25000 (S. Univers. Architek-
tonische Denkmäler. Lucca, 24000 E. Seidefabrikation, Oelhan-
del. Porto Ferrajo, feste Stadt auf Elba, 3000 E. Napoleon.
§. 7. Ober- oder Nord-Italien: Modena, Parma, Sardinien,
das lombardisch -venetianische Königreich.
Ober- oder Nord-Italien besteht größtentheils aus
einem Tieflande, der Po-Ebene, an drei Seiten von Gebirgen um-
ringt, im N. und W. von den Alpen, im S. von dem ligurischen
Apennin, von weniger oceanischem Klima, als die eigentliche Halb-
insel, mit reichlicher natürlicher und künstlicher Bewässerung, frucht-
bar und wohlangebaut. (Weizen, Mais, Reben an Ulmen sich hin--
aufschlingend, Maulbeerbäume u. s. w.). Es umfaßt vier Staaten:
I. Herzogthum Modena, sich zunächst an Mittel-Italien schlie-
ßend, 110 Q.-M mit 600000 E., umschließt auch das wegen seines
Marmors berühmte Fürstenthum Massa-Carrara am Golf von
Genua. Monarchische Verfassung. — Modena (Butins) Hpt.- u.
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Extrahierte Personennamen: Ankona Hannibal Arno Napoleon
— 100 —
Den Übergang von den s-en Kalkalpen zu den Gebirgen der
Balkanhalbinsel bildet der Krainer Karst. Das ist ein in mehreren
Stufen von S nach N sich senkendes, dem Ackerbau und dem
Baumwuchs feindliches Kalkhochland.
Früher war es gut bewaldet; durch unsinnige Waldzerstörung hat es
seinen öden Charakter erhalten. Ihm sind ferner Höhlen, unterirdisch
fließende Gewässer, trichter- und schusseiförmige Einrenkungen der Ober-
fläche, Dolinen und Pojen, eigen. Die bekannteste der Höhlen ist die mit
Tropfsteinbildungen geschmückte Adelsberger Grotte'. Großartiger
sind die Höhlen von St. Kanzian.
Wo der Karst ans Meer tritt, bildet er Steilküsten. An einer
wohlgeschützten, geräumigen Bucht steigt amphitheatralisch au den
Abhängen des Karst hinaus, zum Tal von immergrüner Pflanzen-
welt umgeben, Tri est Q (162, mit Gebiet 229), die größte See-
und Handelsstadt Österreichs, „das südliche Hamburg".
Die n-en Kalkalpen sind von W nach O die in das Deutsche
Reich hineinreichenden Algäuer Alpen und die innerhalb der
Grenzen des Deutschen Reichs Bayrische Alpen genannten Nord-
tiroler Kalkalpe n^. O vom Inn, im S und O von der
Salzach umströmt, breiten sich die Salzburg er Alpeu aus.
Durch schauerliche Engen rauscht die Salz ach, zum Teil unter-
irdisch (Ofen der Salzach), zwischen den Kalkfelsen hindurch.
Unbeschreiblich schön liegt am Austritt der Salzach in die Ebene
Salzburg O, die Hauptstadt des gleichnamigen Herzogtums.
Die Kalkalpen Oberösterreichs, von der Enns im S und
O umflossen, enthalten in ihrem w-en Teile die ebenso lieblichen
als hochromantischen Partien des Salz kämm ergutes (Salz-
Domäne) im Flußgebiet der Traun. Den Glanzpunkt bildet
der Schasberg, der österreichische Rigi (nur 20 m niedriger als
der Rigi der Schweiz), zwischen drei Seen gelegen, mit viel-
gepriesener Aussicht.
Vou der Enns o-wärts ziehen die Niederösterreichischen
Alpen. Sie schließen mit dem nach No zur Donau streichenden
Wiener Wald ab, dessen letzter Rücken, der Kahlenberg, den
schönsten Überblick über Wien, das Wiener Becken und den
majestätischen Strom gewährt.
Wie in den Alpen überhaupt, so ist auch iu den Ostalpen
Forstwirtschaft und Viehzucht die Haupterwerbsquelle. Daneben
wird in den Tälern bis 800 m Höhe Bodenanbau getrieben. In
den tieseingesenkten Tälern des s-en Abfalles gedeihen Obst aller
Art, Mandeln, Feigen, von Bozen an Zitronen, Orangen, und
an den Talgehängen rankt überall die Rebe. Außer mächtigen
Salzlagern enthalten die Ostalpen auch reiche Erzlagerstätten
(Eisen 'in Steiermark und Kärnten. Blei in Kärnten, Quecksilber
in Krain). In Südtirol bildet die Seidenindustrie einen wichtigen
Erwerbszweig.
* Hölzels Charakterbild: Aus der Höhlenwelt des österreichischen
Karsts. Lehmanns Bild: Die Adelsberger Grotte. * Seite 14.
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A. Das Gebiet der Südenropäischeu Faltengebirge. — 3. Österreich-Ungarn. 179
Kohlenfelder mehr durch Industrie als durch günstige Verkehrslage zur größten
Stadt in den Ostalpen und durch seiue Bilduugsanstalteu zu einer geistigen Hoch-
bürg des Deutschtums gegen das Vordringen der Slowenen. Marburg (30) be-
treibt Obst- und Weinbau.
4. Salzburgs das Gebiet der Salzach. Es ist ein größtenteils hochalpines, daher
sehr dünu bevölkertes Laud. Die in der Mitte des Salzburger Kessels am Fuß des
Schloßberges sich ausdehnendehauptstadtsalzburg (40) beherrscht den Eintritt ins
Tal der Salzach und damit die Tauernpässe. Als Kreuzung der Orient-Expreßlinie
mit der Linie Berlin-Regensburg-Triest ist sie ein hervorragender Fremdensammel-
platz geworden. Durch die verjüngende Kraft seiner heißen Quellen genießt Weltruf
Wildbadgastein, uumittelbar nördlich von dem Tunnel gelegen, in dem dietauern-
bahudeuhauptzugdes Gebirges durchsetzt. Vielbesuchtwird Zell am See (Buutbild).
5. Die Erzherzogtümer Österreich reichen nach N beträchtlich über die Donau,
die ihre Lebensader bildet, und über das Alpenvorland hinaus. So stellen diese
fruchtbaren Landschaften eine Brücke von den Alpen- nach den Sudetenländern dar.
a) Oberöst erreich ist gut angebaut und reich an Braunkohlen und Salz. Am
Donauübergange der alten Salzstraße vom Salzkammergut iu das salzarme Böhmen
entstand der wirtschaftliche, staatliche und Verkehrsmittelpunkt des Landes: Linz
(70). Bedeutende Eisen- und Stahlverarbeitung haben Steyr berühmt gemacht.
Im Salzkammergut sind das Solbad Ischl und das landschaftlich schön gelegene
Gmuuden am Trannsee durch starken Bade- und Fremdenverkehr ausgezeichnet.
d) Niederösterreich umfaßt iu dem Donautal von der Enns bis zum Fluß-
durchbruch oberhalb Preßburg das Stammland der Ostmark, die Wiege des Habs-
burgischen Kaiserstaates. Nur der Bevölkerung findet seinen Unterhalt durch
die Landwirtschast; mehr als die dreifache Zahl ist in Industrie, in Handel und
Verkehr tätig. Wo die nordöstlichen Ausläufer der Alpen die Donau berühren und
an einem bequemen Flußübergang der Wasserweg mit der Straße sich kreuzt, die
den Verkehr Böhmens, Schlesiens, Polens und Galiziens sammelt und nach Italien
und zum Adriatischen Meere führt, erblühte inmitten eines breiten, fruchtbaren
Beckens die Hauptstadt Niederösterreichs und des ganzen Kaiserreichs, Wien (über
2 Mill. E., Bild 105), zur ersten Handels- und Fabrikstadt des Landes und zu
einem Mittelpunkte deutscher Wissenschast und Kunst.
B. Die Karstländer.
a) Naturbeschaffenheit. Daskarstland bildet, da der §114.
Regen in den durchlässigen Kalkfels schnell eindringt,
größtenteils eine wasserarme, stark verwitterte Steinwüste von grauweißer,
hin und wieder auch gelblicher Färbung. Die Oberfläche des Kalksteins ist
von den oft platzregenartig auftretenden Niederschlägen zu unzähligen Rinnen
ausgefurcht und daher schwierig zu überschreiten. Zahlreich sind die durch Eiu-
stürz unterirdischer Höhlungen entstandenen wannenartigen (Poljen) oder
kesselsörmigen Täler (Dolinen). In den Klüften und Schründen des Ge-
steins sickert das Wasser tief ein und sammelt sich zu unterirdischen Seen.
Flüsse verschwinden manchmal plötzlich und brechen nach unterirdischem Laufe
ebenso unvermittelt wieder hervor. Das schönste Beispiel eines zeitweilig ver-
schwindenden Flusses bietet die Laibach', ein Nebenfluß her Save.
> Oberirdych unter dem Namen Poik fließend, durchströmt sie zunächst die Ad elsberger J.;
Höhle. Nach etwa 9 km langem, unterirdischem Laufe tritt sie als Unz wieder hervor. Sie^
verschwindet zum zweitenmal und erscheint schließlich als L a i b a ch abermals an der Oberfläche. 7"^;,J
tiavtotv - v
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148 Die Österreichisch-Ungarische Monarchie.
Flächen im Winter die Bora, ein eiskalter Nordostwind. Dies ist ein
Fallwind, welcher sich auf die warme adriatische Küste herunterstürzt.
Auch die Erscheinung der verschwindenden und unterirdisch weiter
fließenden, dann wieder auftauchenden Flüsse (Laibach) sowie der zeit-
weilig in unterirdische Räume sich entleerenden Seen ist hier besonders
gut ausgeprägt. Wenn die Hohlräume des Innern so reichlich mit
Wasser gefüllt werden, daß es durch die Spalten nach oben gedrängt
wird, füllen sich die Seen wieder mit Wasser.
1. Das Herzogtum Krain ist in seiner Nordhälfte Alpenland,
der südliche Teil gehört zum Gebiete des Karstes. In den südlichen
Tälern erzielt man schon Südfrüchte. Bewohner sind fast durchweg
Slowenen; Deutsche wohnen nur in den Städten.
Laibach, nahe der Save an der Laibach, 42000 E., hat Ge-
treide- und Wollhandel. Südl. Adelsberg mit der über 8 km laugen
berühmten Tropfsteinhöhle. Man zählt in Krain etwa 60 große
Höhlen. Ö. davon ist der Zirknitzer See, dessen Wasser durch die
Spalten seines Grundes bald nahezu ganz abfließt, bald wieder an-
steigt. Westlich von Laibach liegt Jdria mit großem Quecksilber-
bergwerk.
2. Das Küstenland' wird etwa zur Hälfte von Italienern bewohnt.
1) Das Gebiet des Jsonzo gehört im Norden noch zu den Kalk-
alpen. In der warmen Jsonzo-Ebene mit italienischem Klima gewinnt
man Wein, Reis und Südfrüchte. Bewohner sind zu '/s Slowenen,
x/3 Italiener (Friauler, mit einem dem Lateinischen sehr nahestehenden
Dialekt). Die Hauptstadt Görz, 31000 E., wird wegen ihrer milden
Lage (in einem nach Süden offenen Kessel) immer mehr als Winter-
kurort besucht.
2) Die Halbinsel Jstrien ist völlig Karstgebiet und stuft sich
in mehreren Absätzen zum sonnigen Küstengürtel ab. Hier liegen
an schönen Buchten alte, malerische Städtchen. An der Küste wohnen
1 Es besteht aus den gefürsteten Grafschaften Görz und Gradiska
(Jsonzogebiet), der Markgrafschaft Jstrien und der reichsunmittelbaren Stadt
Trieft. Diese drei selbständigen Kronländer haben eigene Landtage, aber einen
gemeinsamen Statthalter.
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